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Über Salieri

 

Antonio Salieri ist ein zu Lebzeiten hochgeschätzter Komponist, ab 1788 als Hofkapellmeister in Wien sogar einer der einflussreichsten Musiker seiner Zeit. Zu seinen Fans und Verehrern gehören Beethoven und Liszt, aber auch Goethe, E.T.A. Hoffmann und Victor Hugo.

Kindheit und Ausbildung

Antonio Salieri wird am 18. August 1750 in Legnago geboren; die kleine Stadt gehört zur Republik Venedig. Antonios Vater ist Kaufmann: Die Familie kann es sich leisten, die Söhne zur Lateinschule zu schicken und ihnen Instrumentalunterricht erteilen zu lassen. Antonio lernt bei seinem Bruder Francesco und beim Domorganisten von Legnago Geige und Klavier, wahrscheinlich auch singen. Als Antonio 12 Jahre alt ist, stirbt die Mutter, wenig später der Vater. Antonio wird von Giovanni Mocenigo in Venedig aufgenommen; die Familie stellt zu dieser Zeit den Dogen und ist nicht nur bestens vernetzt, sondern auch in der Lage, Antonios musikalische Bestrebungen zu fördern. Antonio bekommt Gesangsstunden von Ferdinando Pacini; der wiederum ist an der Produktion einer Oper des Wiener Hofkomponisten Florian Leopold Gassmann beteiligt, der sich in Venedig aufhält. Gassmann fällt die Begabung des Jungen auf und nimmt Salieri nach Wien mit.

Antonio Salieri painted by Joseph Willibrord Mähler

Wiener Anfänge
In Wien sorgt Gassmann dafür, dass Salieri jede Unterstützung bekommt, Tutoren, Lehrer, Mentoren. Er führt seinen Schützling überall ein, nimmt ihn überall mit, zu Hauskonzerten, sogar an den kaiserlichen Hof. Salieri lernt Pietro Metastasio kennen, Christoph Willibald Gluck. Bei Joseph II. hat der junge Salieri einen besonderen Stein im Brett; zwei bis drei Mal in der Woche musiziert er bei den Kammerkonzerten des Kaisers – mit dem Kaiser. Auch im Wiener Opernbetrieb ist Antonio involviert. Als Gassmann auf Dienstreise ist, leitet der 19-Jährige in Wien die Proben der italienischen Oper; gleichzeitig bekommt er – auf Empfehlung von Gluck – Gelegenheit, ein eigenes Musiktheaterstück zu schreiben. Le donne letterate wird 1770 uraufgeführt; Salieri ist noch keine 20.

Opernkomponist

Es folgen 38 weitere Opern, italienische, deutsche, lustige, tragische und hochdramatische Werke. Immer schreibt Salieri genauso, wie es verlangt wird, er erfüllt seine Aufträge gewissenhaft. Dabei ist seine Musik alles andere als bieder; eine Aufführung von Salieris Oper Les Danaides inspiriert Hector Berlioz, das Medizinstudium an den Nagel zu hängen und Komponist zu werden.

 

Zu den Highlights unter Salieris Opern gehören „Europa riconosciuta“, geschrieben für die bombastische Eröffnung der Mailänder Scala im August 1774, „Les Danaides“, 1784 komponiert und der französischen Königin Marie Antoinette gewidmet, „Tarare“, eine buchstäblich revolutionäre Oper mit einem Libretto von Beaumarchais, zwei Jahre vor der Französischen Revolution komponiert und uraufgeführt, sowie deren von Lorenzo da Ponte für Wien geschaffene italienische Version, „Axur, re d’Ormus“.

Hofkapellmeister

1788 wird Salieri als Nachfolger von Giuseppe Bonno Hofkapellmeister – im gleichen Jahr wird Mozart Hofkomponist. Joseph II. wählt den jeweils richtigen Mann für die richtige Aufgabe – der geniale Mozart soll komponieren, der zuverlässige Salieri zwar auch komponieren, aber vor allem auch die nicht unbedeutenden Verwaltungsaufgaben erledigen: Der Hofkapellmeister sucht die Musik aus, teilt die Messen ein, kümmert sich um Instrumente, Noten, Probenpläne und Gehälter für das Orchester und die Sänger. Und er kümmert sich um den Nachwuchs. Während Salieris Amtszeit werden die Konkurse für Hofsängerknaben und das Vorspielen um Plätze in der Kapelle eingeführt.

Lehrer

Antonio Salieri ist ein gefragter Pädagoge; er unterrichtet einerseits Komposition, andererseits Gesang. Über 70 Schüler*innen sind bekannt; darunter Beethoven, Czerny, Hummel, Liszt, Moscheles, Franz Xaver Mozart und Schubert. Letzterer fällt Salieri bereits als Hofsängerknabe auf; er fördert den jungen Mann auch nach seiner Sängerknabenzeit mit kostenlosen Komponierstunden. Nach eigener Aussage will er zurückgeben, was er als Jugendlicher von Gassmann und Gluck erhalten hat. Die Zeitgenossen mögen Salieri; er gilt als bescheiden und liebenswürdig, als großzügig und ruhig – und wenn er doch einmal aufbraust, beruhigt er sich auch schnell wieder. „Gewöhnlich war er aber munter und lebhaft; seine Gefälligkeit, seine frohe Laune, sein heiterer, nie beleidigender Witz machten ihn zum angenehmsten Gesellschafter.“, schreibt Ignaz von Mosel 1827 in seiner Salieri-Biografie, zwei Jahre nach dem Tod des Komponisten.

Salieri und Mozart

Nur fünf Jahre trennen die beiden Komponisten; Salieri ist Jahrgang 1750, Mozart Jahrgang 1756. Natürlich kennen sie einander, schließlich bewegen sie sich in denselben Kreisen in Wien. Als Mozart 1781 in die Kaiserstadt übersiedelt, wird gerade Salieris „Rauchfangkehrer“ uraufgeführt – und Mozart besorgt sich die Noten. Einflüsse von Salieris Komposition finden sich kurz darauf in Mozarts „Entführung“; die beiden Komponisten schätzen sich. 1785 schreiben sie sogar gemeinsam ein Stück anlässlich der Genesung der Sängerin Nancy Storace, für beide eine wichtige Künstlerin.

Als der Dichter Friedrich Rochlitz Salieri nach Mozarts Requiem fragt, antwortet der mit ehrlicher Bewunderung: „das geht über die Regel. Da hat den Mozart, … ein Geist für die Ewigkeit ergriffen, ein heiliger Geist …“.

Puschkin und die Folgen

Die Idee einer Rivalität zwischen den Beiden wird durch Gerüchte geschürt, die teilweise erst lange nach Mozarts Tod die Runde machen. Dass Salieri Mozart vergiftet haben soll, heißt es. In seinen letzten Lebensjahren leidet Salieri sehr darunter. 1830 greift Puschkin das Thema in einem Einakter auf, den Rimsky-Korsakov 1899 vertont – die Inspiration zu Peter Schaffers Stück und schließlich Milos Formans Film, der Salieri zum Schurken abstempelt. Zu Unrecht, wie wir heute wissen.

Text: Tina Breckwoldt

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